Frage: Ist es grundsätzlich möglich alles zu widerlegen?
Antwort: Die Antwort auf diese Frage lautet, eindeutig, nein!
DENN: Eine Widerlegung ist ein ERFOLGREICHER Nachweis, dass etwas Bestimmtes nicht vorhanden und/ oder unzutreffend ist [1], und, um einen derartigen Nachweis führen zu können, ist die notwendige Voraussetzung dafür, dass man über eine Erkenntnistheorie verfügt.
Eine Erkenntnistheorie ist nämlich ein intellektuelles Konstrukt, das (zumindest in Grundzügen) bestimmt, was wahr und was wirklich ist, und daher ist es nur dann möglich, wenn man über ein derartiges intellektuelles Grund-Gerüst verfügt, zu entscheiden, was als wahr und was als wirklich gelten kann.
Und: Da eine JEDE Erkenntnistheorie (zumindest in Grundzügen) bestimmt, was wahr bzw wirklich ist, ist es ALLEINE mithilfe der eigenen Erkenntnistheorie NICHT möglich, erfolgreich nachzuweisen, dass sie - die eigene Erkenntnistheorie -, grundsätzlich, unwahre Ergebnisse liefert.
DENN: JEDER Versuch, alleiniglich durch die Verwendung der eigenen Erkenntnistheorie, erfolgreich nachweisen zu wollen, dass es - gemäß der eigenen Erkenntnistheorie - der Wahrheit entspricht, dass die eigene Erkenntnistheorie grundsätzlich unwahre Ergebnisse liefert, führt regelmäßig zu einem logisch Widerspruch, und führt sich solcherart, regelmäßig, selbst ad absurdum.
vor 14 Jahren
4 Kommentare:
Diese Überlegungen halte ich für richtig.
Man kann auch sagen, die zu verwendete erkenntnistheoretische Methode richtet sich ganz nach der jeweiligen Fragestellungen. Eine Abwägung der Nützlichkeit derer also.
In manchen thematischen Grenzbereichen kreuzen sich jedoch erkenntnistheoretische Methoden und widersprechen sich in ihren Schlüssen.
Dies meint zugleich, dass es keine quasi "übergeordnete Instanz" für sämtliche erkenntnistheoretische Methoden gibt und tatsächlich kann eine jeweilige erkenntnistheoretische Methode nur für sich sprechen, sich aber nicht "intern" widersprechen.
Im Quervergleich der Disziplinen ist interessant, dass die Philosophie die einzige Disziplin ist, welche alle erkenntnistheoretischen Methoden vereint, alle zulässt. Dies, wohl ihre essentiellste Stärke.
@ Genussdenker
Ja, die Philosophie ist unter den Disziplinen DIE mit den vielen/ meisten Erkenntnistheorien!
Ich stimme mit dir überein, dass diese Vielfältigkeit, MIT SICHERHEIT, einer ihrer größten Stärken darstellt.
Aber diese Stärke, ist gleichzeitig AUCH eine ihrer größten Schwächen - und ist vermutlich mit einer der Gründe für das schwindendes Ansehen der Philosophie in der Öffentlichkeit.
'Mal sagt der Eine dies, und dann wieder der Andere das!'
Soviel zu unseren Gemeinsamkeiten :-)
Anderer Meinung bin ich in der Frage, ob es eine 'übergeordnete' Erkenntnistheorie gibt.
Ich glaube nämlich, dass es sehr wohl eine grundlegende Erkenntnistheorie gibt, die uns allen Menschen gemeinsam ist, und die wir auch - weitgehend - mit anderen Lebewesen - wie zB vielen Säugetieren - teilen.
Besäßen wir Menschen etwa nicht schon von Geburt an, zumindest eine rudimentäre Erkenntnistheorie, wären wir nicht in der Lage zu lernen, und uns, in der Folge, weiter zu entwickeln - und Gleiches gilt, wie bereits gesagt, ebenfalls für eine Vielzahl anderer Lebewesen.
Wenn beispielsweise Antilopen und Geparde nicht über eine ähnlich geartete Erkenntnistheorie verfügen würden, wären Antilopen nicht dazu in der Lage zu erkennen, dass Geparde für sie Gefahr bedeuten, und Geparde würden Antilopen nicht als mögliche Beute einstufen.
Ohne, zumindest ähnliche Erkenntnistheorien, würden sich diese unterschiedlichen Tierarten nicht nur nicht erkennen: Sie würden auch nicht interagieren können, und zB loslaufen, wenn einer den anderen sieht.
Liebe Grüße Mulmi
Meine Antwort liess etwas auf sich warten.
Nun, das Beispiel mit Geparden und Antilope finde ich beszüglich Erkenntnistheorie interessant.
Dass sie eine gemeinsame Erkenntnistheorie besitzen müssten, um sich überhaupt gegenseitig als Solches erkennen zu können. Doch, so denke ich, dass in diesem Beispiel der Begriff "Erkenntnistheorie" etwas zu weit "gestreckt" wurde. Vielmehr handelt es sich hier wohl um eine gemeinsame Ebene der Wahrnehmung.
Nähmten wir als Beispiel etwa Einzeller - Geparde, so sähe dies sofort anders aus. Doch auch hier könnte man davon sprechen das Einzeller (zB Zillaten) mit Geparden interagieren könnten. So muss jedoch weder der Geparde noch "der Einzeller" sein Gegenüber als Solches wahrnehmen! Hier befindet sich das Interagieren vielmehr auf der Ebene der Zustände und der Ereignisse statt.
Wechselt man nun wieder zur Antiplope (Gepard-Antilope), so wird ersichtlich, dass im Prinzip gar keine gemeinsame Wahrnehmung nötig ist, um zu interagieren. Beide betrachten "die Welt" aus ihrer "Ich-Perspektive".
Auch wir Menschen verfahren nach diesem Prinzip. Im Unterschied, dass wir "über unsere Wahrnehmung hinausschauen" wollen, daher, weil wir uns unserer eingeschränkten Wahrnehmung bewusst sind.
So verfügen wir (wie Geparden und Antilopen) über eine meso-optische Perspektive auf die Gegenständlichkeit.
Doch, Erkenntnistheorie geht über Wahrnehmung hinaus.
Die "Stärke" der Philosophie sämtliche erkenntnistheoretische Modelle zu beinhalten, ist in der Tat zugleich auch ihre "Schwäche".
Doch vielmehr wirken die verschiedensten Erkenntnistheorien ERGÄNZEND. Ob es da nach Ihrem Vorschlag EINE ÜBERGEORDNETE Erkenntnistheorie gäbe, bezweifle ich eher, doch auszuschliessen ist es nicht.
In Disziplinen wie etwa der Psychologie ist dies von fundamentaler Bedeutung. Sehrwahrscheinlichst ist es eine Frage der kognitiven Vorstellungskraft wie wir über die verschiedensten Modelle der Erkenntnistheorien vefügen und sie einsetzen.
Auch meine Antwort hat etwas länger auf sich warten lassen.
Sorry!
Vielleicht war das Beispiel von Gepard und Antilope tatsächlich nicht das beste...
Trotz dieses nicht so geglückten Beispiels halte ich jedoch weiterhin an meiner Einschätzung bzw These fest, dass es eine 'übergeordnete' Erkenntnistheorie gibt, ja geben muss.
Und zwar halte ich deshalb daran fest, da ich der Überzeugung bin, dass ein soziales Zusammenleben mehrerer Lebewesen, ausnahmslos, nur dann über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgreich funktionieren und bestehen kann, wenn sie, zumindest in Grundzügen, über ähnlich geartete Erkenntnistheorien, und damit über ein ähnliches Konzept, was als wahr und als wirklich einzustufen ist, verfügen!
DENN:
Nur dann, wenn man, zumindest in Grundzügen, ähnliche Auffassungen diesbezüglich teilt, was wahr und was wirklich ist, besteht zumindest die theoretische Chance, sich dem Anderen erfolgreich mitzuteilen, und, nachvollziehen und verstehen zu können, was der Andere beabsichtigt und/ oder möchte!
Oder: Anders ausgedrückt:
Eine, zumindest in Grundzügen, ähnliche Erkenntnistheorie, ist eine unumstößliche Voraussetzung, für eine erfolgreiche Kommunikation, zwischen Lebewesen.
Und: Erfolgreiche Kommunikation, zwischen den angehörigen einer sozialen Gruppe, ist, ebenfalls, eine unumstößliche Voraussetzung, für das, über einen längeren Zeitraum, erfolgreiche Bestehen, einer sozialen Gruppe.
Ohne eine gemeinsame, nicht nur für ein Individuum gültige Erkenntnistheorie, wäre zB einem Löwenrudel, nahezu, kein gemeinsamer Jagderfolg beschieden, und das Rudel könnte nur schwer eine, den jeweiligen Umweltbedingungen angepasste, Jagdstrategie entwickeln.
Und: Ohne eine, nicht nur für ein Individuum gültige Erkenntnistheorie, wäre es beispielsweise für Fledermäuse nahezu unmöglich, im Schwarm zu jagen, oder, im Schwarm, durch enge Höhlentunnel zu navigieren, ohne miteinander zu kollidieren.
Liebe Grüße Mulmi
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